Rekonstruktion einer röm. Skorpio

Als Informationsquellen dienten uns Bilder von archäologischen Funden und antike Schriften von Vitruv, sowie den Abhandlungen diverser Archäologen.

Die Spannkammern wurden Eichenholz hergestellt; der Schlitten und die Pfeife (Schieber) wurde dagegen  aus Buchenholz gefertigt.

Alle Abmaße begründen sich auf den Angaben des Vitruv. Er hatte hierbei den Durchmesser der Spannbuchsen als Basis genommen und fast alle anderen Bauteile diesem entsprechend ins Verhältnis gesetzt .
Die Spannbuchsen, den Verschluss und die Beschläge haben wir aus Metall gefertigt, für die Spannkammern wurde Rosshaar verwendet. Die in den Quellen auch genannten Materialien Tiersehnen und Frauenhaar scheitern and er Verfügbarkeit. 

Eine erste Sehne wurde aus Rinderdärmen gefertigt. 

Die Rinderdärme wurden eingesalzt angeliefert. Es folgten diese Arbeitsschritte:

-  Spülen und entsalzen der Därme

-  Flechten der 1.Sehne mit 4 Därmen

-  Aufhängen der Sehne zum trocknen

-  Nach etwa 3 Wochen einfetten der Sehne mit Melkfett

-  Um die Därme vor Fäulnis zu schützen wurde der Rest in Sonnenblumenöl
   einlegt und später verarbeitet.

-  Flechten von 2 weiteren Sehnen mit 6 und 8 Därmen

-  Aufhängen der Sehne zum Trocknen

-  Nach etwa 1,5 Wo einfetten der Sehne mit Melkfett

Dies war allerdings nicht von Erfolg gekrönt, da die Sehnen rissen. 

In einem zweiten versuch wurde das Vorgehen geändert:

Die Rinderdärme wurden  wieder eingesalzt angeliefert.  

- Entsalzen der Därme;  durch mehrmaliges ausspülen der Därme mit klaren Wasser wurde das Salz entfernt.

   Im Vorfeld wurden  diesmal 2 Därme miteinander verflochten, so dass im Inneren ein Teil des Salzes erhalten blieb. Die restlichen Därme sind nun frei von Salzrückständen. 

- Äschern der Därme. Darunter versteht man eine Vorstufe des Gerbens. Früher Asche in Wasser gelöst, heute wird Kalk verwendet: Wir haben dabei Kalk in Wasser gelöst und die Därme darin liegen lassen. Durch den Kalk werden Eiweisverbindungen   aufgebrochen und Gelatine ausgeschieden. Dies war ein wesentlicher Unterschied zum 1. Versuch. 

- Die Därme wurden nun nochmals in Wasser gespült. 

- Flechten der Därme in noch nassem Zustand. Dabei wurden Sehnen in der Stärke 2/3/4/6 Därme hergestellt. Anschließend aufspannen der Sehnen und 2 Wochen trocknen.

Auch diese Sehnen rissen.

Nach weiterer Trockenzeit und der Verwendung von mehr Därmen hielten diese aber. 

Die im 2.Versuch hergestellten Darmsehnen wurden nun im Schussversuch getestet. Die Darmsehnen lagen 3 Monate zum trocknen.
Zuerst wurde eine Sehne mit 6 Därmen wurde aufgezogen.
Ergebnis: Nach 7 Schüssen mit steigender Spannkraft ist die Sehne gerissen. Es wurde eine Reichweite von 25m erreicht.

Bei weiteren Schussversuchen wurde mit einer Sehne aus 12  angegerbten Rinderdärmen, die 12 Wochen trocknetengeschossen.
Es wurden 30 Schuss abgegeben. Die Reichweite betrug100m.
Die Sehne muss nochmal nachgespannt werden, eine größere Reichweite ist möglich!

Aktuelle verwenden wir eine reißfestere, geflochtene Sehne aus 22 Hanfkordeln, die mit Wachs behandelt wurde.

Diese Scorpios waren also nach einer Vorbereitungszeit einsatzbereit, konnten aber nicht ad hoc im Feld repariert werden, wenn keine Ersatzteile mitgeführt wurden. 

Wir wollten auch Geschwindigkeitsmessung an einem rekonstruierten röm. Torsionsgeschütz durchführen. 

Mittels einer High Speed Kamera wurde die V0 beim Abschuss ermittelt (d.h. die Geschwindigkeit bei der der Pfeil das Geschütz verlässt) gemessen.

Randbedingungen: - Witterung trocken - leichter Seitenwind in Schussrichtung von links.

- Außentemperatur 14°C - Aufnahmefrequenz 1000 Bilder/Sekunde - Sehne bei allen Schüssen max. gespannt ; Zugkraft an der Klaue: 115 kg. 

Ergebnis: Es wurde eine Abschussgeschwindigkeit von 43,4 m/s (156,24 km/h) erreicht. Ein Unterschied zwischen Pfeilen aus Buche oder Kiefer war nicht messbar.

Jürgen Plein bei der Erklärung der Scorpio.

 

 

und im Einsatz: